Peterssen Gunworks: Glock Carry Compensator
Vorwort:
Wie alle unsere Produkte testen wir diese vor der Markteinführung ausgiebig. Wir handeln nach dem Grundsatz, dass eine aufstrebende Marke wie unserer es sich nicht leisten kann, ein Produkt auf den Markt zu bringen, mit dem die Kunden nicht zufrieden sind. Dazu kommt, dass uns das Schießen mindestens so viel Freude bereitet wie unseren Kunden und wir auch Stolz und Zufriedenheit empfinden wenn die Rückmeldungen der Kunden stets gut sind.
Bei unserem PGW Carry Comp für die Glock Modelle in 9×19 waren die Rückmeldungen auch gut, aber gelegentlich kamen Rückmeldungen, die uns auf Probleme aufmerksam gemacht haben. Nach der Einführung der Gen5 und der steigenden Verbreitung der MOS-Modelle fiel uns auf, dass diese Modelle häufig zur Sprache kamen wenn Kunden Probleme mit dem Carry Comp hatten.
Für die ursprünglichen Tests, die wir mit den ersten Prototypen im Jahre 2020 gemacht haben, hatten wir Gen4 Glock17 und Glock19 Pistolen verwendet. Die Gen4 war damals weit verbreitet, aber Reddots auf den Verschlüssen waren bei Weitem nicht so üblich wie heutzutage. Uns waren durch unsere Versuche mit ersten Prototypen des Carry Comps (mit unterschiedlichen Formen und Gewichten) gezeigt worden, dass das zusätzliche Gewicht des Comps am Lauf zu Störungen führen kann. Generell gilt, dass bei Kurzwaffen mit Browning-Verschlüssen die Gewichtsverhältnisse zwischen Lauf und Verschluss vom Hersteller genau bedacht werden. Fügt man dem Lauf und/oder dem Verschluss Masse hinzu, ist das vom Hersteller bei der Konstruktion abgewägte Verhältnis gestört.
Mit 25g ist der PGW Carry Comp bereits deutlich leichter als vergleichbare Produkte wie z.B. der Agency Arms 417 (48g), ZEV V2 Pro (48g) oder der ToniSystems Comp (31g). Fügt man einem Lauf von 120g (Glock17) einen ZEV Comp hinzu, der ca.40% des Gewichts des Laufs hat, hat es deutlich größere Auswirkungen als wenn man einem 297g Glock17 Verschluss ein 38g (ca.13% der Veschlussmasse) schweres Trijicon RMR hinzufügt. Dennoch addieren sich die Gewichte und entfernen sich von dem, was der Hersteller ursprünglich bei der Konstruktion angedacht hat.
Was ist der Zweck dieses Artikels?
Uns ging es in erster Linie darum, einen transparenten Test zu schaffen, damit unsere Kunden genau wissen, was sie bei unserem Produkt zu erwarten haben. Mit den unten aufgeführten Tabellen kann man, ausgehend von seiner Waffe, dem verbauten Zubehör und seiner bevorzugten Laborierung bestimmen, wann die Waffe mit dem PGW Carry Comp zu Störungen neigt und welches Zubehör eine sichere Funktion gewährleisten kann.
Wie war der Testaufbau?
Beide verwendeten Waffen waren Neuwaffen, die zum Zwecke dieses Tests neu erworben wurden. Die Glock45 wurde als MOS erworben, die Glock17 wurde nachträglich mit einem Optic Cut von uns für die Aufnahme des Reddots mit Aimpoint ACRO Footprint versehen. Andere Modifikationen gab es nicht. Die für den Test verwendeten Verschlussfederstangen und Verschlussfedern kamen von der Firma Eemann Tech und können bei uns im Webshop bestellt werden.
Das von uns gewählte Armadot Fero Reddot ist ein Aimpoint Acro Nachbau mit weitestgehend identischem Aufbau und Gewicht. Wir haben uns gezielt für eins der schwersten Reddots (ca.70g !) entschieden, da dies den größten Einfluss auf die Funktion haben sollte. Dagegen sollten in der Praxis die 28g eines Holosun EPS Carry MRS oder 34g eines Trijicon RMR Type2 deutlich weniger Auswirkungen haben.
Alle Geschwindigkeitsmessungen wurden mit einem neuen Garmin Xero c1 Pro ermittelt. Das Gerät wurde auf gleichen Höhe wie die Mündung der Waffe positioniert.
Wir haben die drei beliebtesten Fabrikpatronen von Magtech, Geco und Sellier & Bellot gewählt. Um die Grenzen der Funktionsfähigkeit zu testen, haben wir zwei schwach geladene Handlaborierungen mit Mündungsgeschwindigkeiten von 10% bzw. 16/17% unter dem Durchschnitt der Fabrikpatronen mit in den Test aufgenommen.
Es wurden pro Laborierung insgesamt neun Schuss abgegeben. Die ersten drei Schuss wurden beidhändig mit festem Griff abgegeben, so wie es in Schießkursen gelehrt wird. Für die nächsten drei Schuss wurde die Waffe locker gehalten (Limp Wrist). Wir haben versucht, einen wirklich sehr lockeren Griff anzuwenden, damit sich dadurch verursachte Störungen so klar wie möglich zeigen würden. Abschließend wurden noch drei Schuss einhändig mit der schussstarken Hand geschossen. Es wurden jeweils drei Schuss in das Magazin geladen um sicher zu gehen, dass die Waffe nicht nur genug Impuls für den Repetiervorgang hat sondern auch nach dem letzten Schuss offen stehen bleibt.
Die Geschwindigkeitsmessungen?
Da sich schon früh abzeichnete, dass die Mündungsgeschwindigkeit wahrscheinlich in Relation zur Störungsanfälligkeit stand, haben wir die verwendeten Laborierungen aus den jeweiligen Waffen gemessen. Dabei ist aufgefallen, dass die S&B Patrone ca.18m/s (ca.5%) und die Geco Patrone satte 43m/s (ca.12%) langsamer als die Werksangabe waren (Glock17, Lauflänge Gewindelauf = 128mm).
Die Testergebnisse:
Die folgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse der Versuche. Grüne Felder stehen für eine sichere Funktion, rote Felder bedeuten, dass während der Serie eine oder mehrere Störungen auftraten.
Fazit:
Der Test offenbart die Auswirkungen der Geschossgeschwindigkeiten auf die sichere Funktion der Pistole mit dem PGW Glock Carry Comp und wie der Wechsel der Verschlussfeder wieder eine sichere Funktion herstellen kann.
Generell zeigen die Testergebnisse, dass je mehr Gewicht (in Form von Comp und Reddot) an Lauf und Verschluss hinzugefügt wird, desto schneller muss die Geschossgeschwindigkeit ausfallen, damit immer noch eine sichere Funktion gegeben ist. Stark geladene Fabrikpatronen wie die getesteten Magtech 124grs VM liefern stets eine zuverlässige Funktion, sogar mit Comp und Reddot.
Eine zu locker gehaltene Waffe oder das einhändige Schießen zeigten sich auch als Verursacher von Störungen. Während man beim statischen Schießen auf 25m selten vom ordentlichen erlernten Anschlag abweicht, kann es im Dynamischen schon eher passieren, dass man die Waffe aus einer ungewohnten Position schießen muss. Auch in solchen Fällen darf es natürlich nicht zu Störungen kommen. Wir haben versucht, auch in diesem Test darauf einzugehen.
Wir würden daher für die Glock17 und Glock45 (auch Glock19), mit montiertem PGW Carry Comp und mit und ohne auf dem Verschluss montierten Reddot Visier, stets zum Einbau einer 13Lbs Verschlussfeder raten. Die verwendeten Laborierungen sollten bei beiden Waffentypen Mündungsgeschwindigkeiten über 310m/s haben, da sonst einfach nicht genug Impuls für eine sichere Funktion gegeben ist. Das ist aber mit den meisten am Markt befindlichen Fabrikpatronen zum Glück der Fall.